Der Mont Blanc, 4810m hoch. Der Höchste, der Größte und der Dickste der Alpen.
Viel besteigen, viel beschrieben.
Was soll ich also Neues erzählen?
Angekommen nach sechs Stunden Autofahrt in St. Gervais am Campingplatz.
Wirklich ein toller Zeltplatz, sehr aufgeräumt und sauber. Wir kochen uns was leckeres
und sortieren unser Gepäck für Morgen. Der Plan: Mont Blanc Überschreitung über
Ref. Tete de Rousse und Gouter Hütte zum Gipfel, weiter zum Mt. Maudit und
Tacul bis zur Aiguille du Midi. Alles mit Zelt und als Selbstversorger
natürlich. Doch Erstens kommt´s immer anders und Zweitens wie man denkt. Aber
alles der Reihe nach.
Zeltplatz in St. Gervain |
Tag 1: Tramway - Tete de Rousse
Das Auto wird in La Fayet geparkt, um später von Chamonix aus
mit dem Zug zurück zu kommen. Wir steigen in die Tramway du Mont Blanc
ein.
Bahnhofhäusle |
Diese fährt zurzeit leider nicht
bis zur Nid d`Aigle sondern hält eins weiter unten, Station Bellevue, was
zusätzliche Höhenmeter bedeutet.
Die Menschenmassen machen sich bereit, schnüren ihre Schuhe,
schultern die Rucksäcke.
Bellevue |
Wir gehen es gemütlich an, denn wir wissen, dass es
heute nicht all zu anstrengend wird. Bei bestem Wetter folgen wir den Gleisen
der Tramway. Da Sonntag ist und auch die Franzosen an diesem Tag nicht
arbeiten, huschen wir schnell durch den Tunnel und sparen uns den Weg außen
herum. Der Weg ist nicht zu verfehlen, gut ausgetreten und angenehm zu gehen,
nur die Sonne brennt und lässt uns schwitzen.
Nach dem Tunnel an der Nid d´Aigle |
Nach einem letzten Steilstück kommen wir auf den kleinen
Gletscher vor der Tete de Rousse und suchen uns dort erst mal ein schönen
ebenen Zeltplatz.
Aiguille du Mide |
Tete de Rousse |
Viele Zeltplätze sind schon von den Vorgängern vorbereitet
und so müssen wir uns nur noch für einen entscheiden. wir nehmen denjenigen,
der den waagrechtesten Eindruck auf uns macht und lassen uns häuslich nieder.
Kochen ein Tee, essen ein paar Riegel und genießen die Sonne und schauen dem Trouble
um uns herum zu.
Unser Zeltplatz |
Das WC |
Abends zieht es dann etwas zu, wir kochen uns unser Abendessen
und gönnen uns zum Tagesausklang noch ein Tee mit „Schuss“.
Tag 2: Tete
de Rousse - Vallot Biwak
Geschlafen haben wir recht gut und endgültig geweckt wurden
wir dann vom Heli, der ca. 20m neben uns landete. Dieser flog rauf zum Grand Couloir
und barg dort drei Bergsteiger aus der Wand, die wohl in der Nacht aufgestiegen
waren. Da weißt gleich mal Bescheid was heut auf dich zukommt.
Aber erst mal ein Kaffee zum Frühstück, dann sieht die Welt
schon wieder ganz anders aus. Zum Glück gibt´s auf dem „Zeltplatz“ ein
richtiges WC, was der Hygiene am Zeltplatz wohl auch gut tut! Bei so vielen
Leuten will ich nicht wissen wie es da ohne WC ausschauen würde. Würg!!!
Kaffee getrunken, Müsliriegel verspeist, Zelt verpackt und
Rucksack geschultert. Los geht´s. Die größte Sorge galt heute dem Grand
Couloir, was man halt immer so liest. Doch dort angekommen haben wir uns erst
mal gewundert. Wieso hängt das Stahlseil so weit unten, da kommt ja kein Mensch
hin und wo ist überhaupt der ganze Schnee??? Also ich hab´s mir spektakulärer vorgestellt.
Runterzischenden Steine hab ich keine gesehen noch gehört.
Unser Zeltplatz von weiter oben |
Grand Couloir |
Nach dem Grand Couloir geht´s dann in abwechslungsreichem Gelände steil
nach oben. Mal kann man gut gehen, mal braucht man Händ und Füß, mal muss
man bissl klettern. Teileweise liegen auch Stahlseile drin an denen man sich
hochziehen kann. Im Großen und Ganzen sind es 600Hm schönes Gelände mit hohem Spaßfaktor!
Direkt an der Gouter
Hütte kommen wir raus. Zur Belohnung wollten wir uns eine Bierle gönnen, doch
die Hütten-Crew hat grad selbst Mittag
und ein Blick auf die Speisekarte ließ uns dann den Durst vergehen. 9€ für ne „Halbe“ ist doch recht ordentlich.
Daher gibt´s nur draußen eine kurze Pause und nach einer Stärkung spannen wir die Steigeisen an unsere
Schuhe und machen uns auf den Weiterweg.
Direkt nach der Hütte eröffnet sich einem dann ein grandioser
Blick auf die beeindruckende Bergwelt um einen herum.
Wir laufen zu den oberen
Zeltplätzen, keiner da! Eigentlich wollten wir ja hier zum zweiten Mal Zelten,
doch der Tag ist noch so jung und wir noch recht fit. Daher der neue Plan bis
zum Vallot Biwak aufzusteigen. Dann ist es morgen auch nicht mehr so weit bis
auf den Gipfel ;-)
Das Stück von der Gouter Hütte bis zum Biwak zieht sich
allerdings ganz schön in die Länge. Der Weg verläuft recht steil aufwärts und
wir müssen ganz schön pumpen mit unseren schweren Rucksäcken (wiegen mit Trinkwasser
auch ihre 25kg). Weiter oben zieht es dann doch zu und wir laufen in einer
absolut weisen Suppe herum. Zum Glück ist der Weg gut ersichtlich. Er gleicht
ungefähr einer Autobahn und man kann ihn eigentlich nicht verfehlen.
Am Vallot Biwak angekommen trifft uns dann schier gar der
Schlag. Überall liegt Sch*** rum und so riecht es auch! Drinnen ist es nicht
viel besser und von den Klos draußen möcht ich erst gar nicht anfangen. Wie
können Bergsteiger denn nur solche verfluchten Drecksch**** sein? Die wissen
doch auch, dass nach ihnen welchen kommen. Ich denk, da ist jedes Schei**haus
in China sauberer wie dort. Aber genug über die „Fäkalsituation“ aufgeregt.
Ziemlich müde und durstig machen wir uns an das
Schneeschmelzen und lassen große Sorgfalt walten bei der Auswahl des zu
schmelzenden Schnees! Der Tee gibt warm und das Essen tut gut. zwei Engländer
treffen noch ein und gesellen sich zu uns. Nach einer Weile fragen sie uns, ob
sie nicht vielleicht unseren Kocher benützen könnten, denn sie haben ihren
unter vergessen. Oh man denk ich mir, das ist echt das schlimmste was dir da
oben passieren kann und wir leihen ihnen natürlich gerne unseren Kocher.
Tag 3: Vallot Biwak - Gipfel - Tete de Rousse
Planänderung: Nix mit Überschreitung, Schlechtwetter zieht
rein und bei starkem Wind fährt die Gondel von der Aiguille du Midi nicht. Daher
entscheiden wir uns über den Normalweg wieder abzusteigen. Der Wecker klingelt um 04:00Uhr und wir
kochen uns ein Tee. Im Biwak hört es sich an als würde draußen die Welt
untergehen und das Biwak gleich vom Wind weggerissen werden. Tafa opfert sich
uns checkt die Lage draußen. OK, alles klar, Sack kalt, brutal windig und
einige Stirnlampen sind zu sehen, d.h. wir gehen auch rauf.
Dann folgt ein seltsames Spektakel. Wir sitzen auf unseren
Isomatten, eng aneinander und trinken Tee. Bergsteiger um Bergsteiger treffen
im Biwak ein. Alle Bergführer „befehlen“ ihren Klienten zu trinken und zu
essen. Manche erscheinen hier schon völlig platt und zerstört. Ein Chinese
sitzt neben mir und schläft sofort ein, ein anderer Bergsteiger legt sich
hinter mir in Fötus-Stellung hin und
wird von seinem Kollegen in eine Rettungsdecke gewickelt. Zick Menschen trampeln mit ihren Steigeisen
herum, treten auf Rucksäcke und Seile, Handschuhen und anderen, unachtsam auf
dem Boden liegengelassene Gegenstände. Ein Fakir hätte seine wahre Freude dran
gehabt! Die Klienten werden also von ihren Bergführern Zwangsernährt und dazu
aufgefordert, alles anzuziehen was sie nur dabei haben. Wir warten bis die wilden Horden weg sind und
machen uns dann ebenfalls auf den Weg. Der Berg sieht jetzt von unten aus also
würde ein riesiger Glühwurm ihn erklimmen. Stirnlampen, aufgereiht in einer
Linie, die deutlich den Aufstiegsweg markiert. Gut, verlaufen werden wir uns schon
mal nicht. Ein weiteres Plus ist, dass wir unser ganzes Sach im Biwak zurück
lassen und nur was zu trinken dabei haben. Also schön leicht unterwegs, wie
alle anderen auch! Vom Biwak weg, geht es immer recht steil aufwärts.
Generell
hab ich sowieso das Gefühl, dass der Weg immer recht steil verläuft sobald man
den Gletscher erreicht. Aber gut, steil
bedeutet auch, schnell viele Höhenmeter machen. Von der Anstrengung wird uns
wenigstens nicht kalt und der Wind kommt einem auch nicht mehr so schlimm vor. Den
Sonnenaufgang am Gipfel verpassen wir leider um ca. 15min, dafür sind wir oben
fast ganz alleine, denk auch eher eine
Rarität so was genießen zu dürfen.
Der
Aus- und Rundumblick ist der Hammer, über den Wolken und über allem. Ein
wirklich tolles Gefühl. Das Atmen fällt kaum schwerer wie unten, nur der Puls,
der rast auch in den Ruhephasen. Ansonsten merke ich die Höhe nicht, allerdings
leidet der Appetit etwas und wir müssen uns das Essen schon fast reinzwingen.
Der Gipfel ist ja bekanntlich nur die halbe Miete und der
Abstieg ist meist anstrengender wie der Aufstieg. Zurück am Biwak gibt´s erst
mal ein Tee und ein Riegel. Wir gönnen uns eine längere Pause und wärmen uns
kurz in unseren Schlafsäcken auf. Doch
ewig wollen wir hier nicht bleiben, auch wenn es sehr verlockend ist in den
schön warmen Schlafsäcken! Der Rucksack
wird wieder schwerer und der Abstieg zur Guoter Hütte geht gut. An der Gouter
Hütte angekommen liegt der Gipfel schon in schweren Wolkenschwaden und der
Himmel trübt sich ein. Wir entscheiden
uns für den Abstieg bis zum Tete de Rousse. Das steile Couloir will ich
bestimmt nicht bei 30cm Neuschnee und Sturm absteigen. So schön es beim Aufstieg war, so ***** ist
es beim Abstieg.
Aber irgendwann kommen
wir auch an und bauen ziemlich müde unser Zelt auf. Jetzt hat es auch ganz zu
gemacht und wir kochen schnell unser Essen. Kaum sind wir im Zelt und mummeln
uns in unsere Schlafsäcke, kracht das Gewitter über uns herein. Es blitzt und
donnert und es fängt an zu schneien.
Tag 4: Tete Rouse bis ins Tal
In der Nacht werd ich von Tafa geweckt und ich sehe, dass
unser Zelt irgendwie eine sehr unnatürliche Form angenommen hat. Wir klopfen
dagegen und der ganze Schnee fällt herunter. Alle halbe Stunde muss einer gegen
die Zeltwand klopfen, damit der Schnee es nicht eindrückt.
Heute fällt es dann
besonders schwer, uns aus unseren Schlafsäcken zu pellen und in den Sturm raus
zu gehen. Wir packen schnell das Zelt zusammen und machen uns an den Abstieg.
Der Wind ist recht stark, um genau zu sein so stark, dass es nicht von oben
schneit sondern waagrecht von der Seite.
Grand Couloir |
Mit der Vernichtung der Höhenmeter
wird aus dem Schnee langsam Matsch und irgendwann dann auch einfach nur noch
Regen. Regen von oben, Regen von der Seite und manchmal scheint er sogar von
unten zu kommen. Alles ist nass, der Spaßfaktor hält sich so in Grenzen. Wir
erreichen recht demotiviert die Tramway und kaufen uns ein Ticket, zum
Glück müssen wir nur 20Minuten warten.
Am Auto angekommen legen wir unsere Rucksäcke ab, ein alter
Herr kommt vorbei und frägt ob das unser Auto ist mit dem deutschen Kennzeichen
drauf. „Ja“ sag ich, das ist unser Auto. Wo wir denn waren frägt er. „Wir waren
auf dem Mont Blanc“ sag ich und er frägt nach dem Wetter. Ich antworte ihm, dass
es super Wetter war bis auf gestern und das wir in unserem Zelt fast vom Schnee
erdrückt wurden. Dann sagt er zu seiner Frau,“ schau Mutti, die waren mit dem
Zelt oben, das sind die ganz Harten“! Wir schmunzeln und er frägt ob er uns die
Hand schütteln darf, er möchte einmal jemandem die Hand schütteln der auf dem
Mont Blanc war. Ich schmunzle noch mehr, reiche ihm die Hand und denk mir,
eigentlich könnte er doch hier fast jedem die Hand reichen, so viel wie da oben
los war!
Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen jetzt nach Chamonix
zu fahren. wir suchen uns ein bezahlbares Hotel und mieten uns ein. Ich hab
mich noch nie mehr auf eine Dusche gefreut und es ist eine wahre wohltat. Wir gehen
gemütlich essen und finden zum Abschluss noch eine nette Bar, in der die
Getränke auch noch bezahlbar sind. Der Abend klingt aus, wir sinken in unsere
Betten und freuen uns über unsere gelungene Tour. Steil war´s, windig war´s, sonnig war´s und
kack Wetter gab´s auch, eben alles was zu einer gelungenen Bergtour dazu
gehört.
Chamonix |
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